Zum zweiten Mal trafen sich zahlreiche Koryu-Uchinadi-Übende im Frühjahr in Zittau. Rückblickend war es ein sehr vielseitiges und dadurch etwas anders als gewohntes Seminar. Schon die Ausschreibung las sich spannend: Tig’wa (Schlagtechniken), Torite (Kontrolltechniken), Tegumi (Ringen), Kata (festgelegte Formen) und Buki’gwa (Waffen) bildeten das geplante Programm, welches in 2-stündigen Blöcken behandelt wurde. An sich sind diese Themen nicht unbekannt, jedoch eher ungewöhnlich in dieser Dichte als Seminarthemen an einem Wochenende, welches diese Mal nicht in der Sporthalle sondern im Zittauer Dojo stattfand. Und so war es interessant mitzuerleben, wie eher „ausgetretene“ Pfade getreu dem KU-Motto „Thinking outside the box“ verlassen wurden, zum Beispiel in einer Kung-Fu-artigen / akrobatischen Erwärmung am Freitag-Abend, von Ante inspirierten Schlag-Kombinationen oder ringerischen Interpretationen von Tegumi.
Den stärksten Eindruck hat auf mich jedoch der Kata-Block am Sonntag hinterlassen: Thema war die Kata Tsuki-naka, eine auf dem „Weißen Kranich“-Stil beruhende Kata in welcher die chinesischen Einflüsse noch sehr gut sichtbar sind. Nach einem ersten Teil des Erlernens bzw. Wiederholens des Kata-Ablaufs war das anschließende Ziel die Wiederholung von 25 Kata-Abläufen und die Beobachtung des eigenen Empfindens während dieser Übung. Wir begannen die Kata gemeinsam, doch sehr schnell wurde jedem klar, dass eine synchrone Ausführung der Form hier nicht zum Ziel führen wird. Und so hat sich jeder selbst auf den Weg gemacht. Diese Übung erscheint mir rückblickend als ein schönes Sinnbild unserer Kampfkunst-Übung: es gibt einen gemeinsamen Rahmen, die Wege sind unterschiedlich, sie kreuzen sich manchmal, man geht mal ein Stück gemeinsam. Jeder muss sich selbst auf den Weg machen, es gibt Freunde die vor einem sind, andere sind neben einem oder dahinter. Jeder macht seinen Fortschritt individuell, die Gruppe hilft jedoch dabei. Entspannt finde ich manchmal den Fluss der Bewegung, die Atmung hilft einen Rhythmus der Techniken zu finden und Stellen, an denen ich stärkere Techniken ausführe. Während die Individualität der Gruppe am Anfang massiv stört, nehme ich am Ende die anderen Übenden zwar noch wahr, es lenkt aber nicht mehr ab, während ich „meine“ Kata laufe.
Vielen Dank an Olaf sensei für dieses interessante Wochenende, Dinah als Inspiratorin, dem Zittauer Team fürs Organisieren und allen Freunden, die die Matte teilen!
Sascha Ringel